Offengesagt werden mir die Geschäfte mit dem ‘naiven’ Kunstkunden so im Laufe der Jahre dann doch immer unattraktiver – und ich meine mit ‘naiv’ gerade den Kunden, der ausschließlich nur ein gemaltes oder gezeichnetes Original käuflich erwerben möchte, weil es eben gefällt und den offenen Platz an der Wand auszufüllen vermag…
Bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist und war die Wand schon immer das Ziel, aber in diesem kleinen Aufsatz auf dieser recht speziellen Künstlerseite geht es nun gerade eben einfach einmal darum, an welcher Wand ein Original dann am Ende landet – und nicht alleine nur um die Frage, ob das Werk auch gut zur restlichen Einrichtung passt…
Und zwar nichteinmal, weil in diesem Agenda-Land solche anstößigen Kunstgeschäfte ja irgendwie auch immer so einen machtpolitisch/ökonomischen Touch haben und ich mir an meinem allerersten Studientag an einer deutschen staatlichen Kunstuniversität tatsächlich ein paar Dinge verboten habe (bspw: das Ohrenabschneiden) – aber eben auch die Annahme von bürgerlichen Almosen. Und bleibt dieses Gefühl dann übrig – nachdem man ein Original aus den Händen gab – dann ist das eben ein eher unerfreulicher geschäftlicher Vorgang.
Beruflich – in einem Land mit der Vorgeschichte Deutschlands – beruflich bunte Bilder zu malen, das hat natürlich trotzdem immer auch so eine merkantil-ökonomische und somit immer auch eine politische Dimension, und so gibt es eben auch in diesem Bereich Abstufungen, deutsche Abstufungen, Abstufungen der Erkenntnis, Abstufungen der Oberflächlichkeiten – auch Abstufungen des Zumutbaren,
jedenfalls kann und will ich eh nur eine so begrenzte Anzahl an Originalen irgendeinem Markt zugänglich machen, dass ich mittlerweile damit beginne, mir nicht mehr mit wirklich Jedem ein Geschäft vorstellen zu wollen, sicherlich ein Luxusgedanke, aber zum einen habe ich es existentiell tatsächlich zum Glück nicht wirklich nötig (- zum großen Bedauern sehr vieler Zeit-Genossen) Hinz und Kunzt ein Original für einen Appel und ein Ei andrehen zu müssen, gerade so, als ob die ganze weite deutsche Gegenwarts-Kunstwelt ein einziger SPD-agenda-prekärer Puff in Osteuropa sei, zum anderen aber auch, weil Kunst natürlich trotzdem immer auch ein Publikum benötigt, das die Existenz von Kunst zu würdigen weiß, und weil hier am Ende natürlich dann trotzdem Originale mit meiner Signatur an irgendwelchen Wänden hängen und dann dort so tun, als ob der jeweilige Käufer ein wahrer Kulturmensch sei… Ist wohl so das Ding mit den deutschen Massenmördern, die sich abends Opern anhörten…
Ich empfinde jedenfalls den aufgeklärten, ökonomisch und politisch gereiften, sich seiner Sache völlig bewussten Kunstkäufer sehr viel attraktiver, so als Geschäftspartner für den ‘Kunst-Deal’ (den ich hier gerade beschreiben möchte) einfach auch, weil die Zeichen der Zeit so plakativ und aufdringlich blinken, dass ich mich von den Oberflächlichen, den Guten, den Gerechten, die weder die Inflation noch die pandemische Eskalation haben kommen sehen, möglichst weit fern halten möchte.
OK
Die Freie Kunst und der Markt
Ein Maler ist ein Mann, der malt, was er verkauft.
Ein Künstler ist dagegen ein Mann, der das verkauft, was er malt.
(Pablo Picasso)
Schon wenn man als Student mit dem Studieren beschäftigt ist und sich also nur ganz am Rande mit den großen Fragen der Marktwirtschaft und dem Lärm des deutschen Kunstmarktes beschäftigen kann – einfach, weil man gerade vorallem mit dem Studieren beschäftigt ist und andere Sorgen hat, aber auch, weil es auch recht müssig ist, über den Verkauf von Gemälden nachzudenken, die noch nicht einmal gemalt sind, schon zu Beginn einer etwaigen Karriere wird man überall mit merkwürdigen Vorträgen und Warnungen vor ‘Kunstgeschäften’ konfrontiert, ist so, diese werden sehr gerne als wohlgemeinte Warnungen – vor dem gewaltigen Risiko und dem totalen Verlust- verpackt, so: ‘Wenn sie keine Ahnung von Kunst haben, dann lassen sie lieber die Finger davon’ usw, usf und ich habe mittlerweile ja den Verdacht, dass bestimmte Kreise solche Geschichten ganz bewusst lancieren – aber nicht einfach nur aus bösartiger Kunstfeindlichkeit oder um den (“brotlosen”) Künstlern das Geschäft zu vermiesen, sondern weil auf einer ganz bestimmten Ebene Kunst sich natürlich in einer Konkurrenzsituation befindet – nämlich auf der Ebene der Geldanlagen, der Altersvorsorge und der Investitionen von Kapital, und klar, diesen Text schreibt gerade ein Künstler, und klar, es geht hier ums “Geld”, aber diese Konkurrenzsituation erwächst ja auch aus einer ganz anderen Richtung, nämlich aus der Vergangenheit, namentlich beispielsweise auch aus der gesamten und tragischen Geschichte des letzten Jahrhunderts – weil natürlich eine bestimmte Kunst jede andere Anlageform insbesondere in Krisenzeiten in jeder Beziehung schlug. So wagten es ja nicht einmal die deutschen Nazis, den Kunsthandel zu verbieten… und bitte, recherchieren sie in diesem Zusammenhang doch einfach einmal selbst den Begriff “Goldverbot” (oder “Bitcoin-Verbot”) – auf Google…
Bestimmte Gemälde überlebten Weltkriege, unzählige Währungsreformen, Hyperinflationen und stiegen dabei stetig im Preis.
Wenn Sie beispielsweise zu Beginn des letzten Jahrhunderts irgendein Papier irgendeines schlechten deutschen Expressionisten, nehmen wir Emil Nolde, der sehr gerne mit den Nazis ein Bierchen trinken wollte, dann finden sie ein Jahrhundert später immer noch solvente Käufer für diese Werke (bspw im Bundeskanzleramt )
Nun mögen solche Sachverhalte in den einschlägigen Kreisen, in den Banken, Versicherungen und Hedgefonds durchaus bekannt sein, wie gesagt, in anderen Krisen, namentlich innerhalb der Bildungsanstalten und Kunst-Universitäten scheint es überwiegend um andere Fragen zu gehen.
Dabei ist der Deal mit dem zeitgenössischen (= unbekannten) Künstler auf dieser rein finanziellen Ebene in der folgenden Beziehung doch recht interessant: Eine frühe Investition zu einem überschaubaren Preis ermöglicht es dem Künstler, in diesem Informations-Zeitalter, konstenpflichtige Werbung auf LinkedIn zu schalten, und so den Nachteil neuer, also unbekannter Kunst unmittelbar und als direkte Folge der finanziellen Investition auszuschalten. Eine Investition in einen lebenden, zeitgenössischen Künstler, der in der Lage ist, kommerzielle Werbung zu schalten, um so bekannter zu werden, (um höhere Preise verlangen zu können) ist also offenkundig auch immer umittelbar eine Investition in die Wertsteigerung des dabei erworbenen Kunstwerkes.
Womit wir dann wieder ganz am Anfang dieses Textes angekommen wären, denn aus der aufgeklärten Künstlerperspektive stellt sich dann doch wiederum die Frage, mit wem man ein solches Win-Win-Geschäft eigentlich betreiben möchte…