Die Fassade der Universität der Künste, Berlin

Tuchezeichnungen
2009, 2021

„Wenn jemand über Auschwitz schreibt, muss ihm klar sein, dass Auschwitz die Literatur – wenigstens in einem bestimmten Sinn – aufhebt. Über Auschwitz kann man nur einen schwarzen Roman schreiben, einen, mit allem Respekt gesagt: Kolportageroman in Fortsetzungen, der in Auschwitz beginnt und bis zum heutigen Tag dauert. Womit ich sagen will, dass seit Auschwitz nichts geschehen ist, was Auschwitz aufgehoben, was Auschwitz widerlegt hätte. Der Holocaust konnte in meinem Werk niemals in der Vergangenheitsform erscheinen.“

Imre Kertész
Auschwitz-Überlebender, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger

 

 

„Es geht nicht um Erinnerung, es geht um das Bewusstsein einer Gefährdung, von der man weiß, seit man von ihr weiß. Seit man weiß, dass es eine Illusion war, zu meinen, der Zivilisationsprozess sei unumkehrbar, von der man also weiß, dass sie immer aktuell bleiben wird. Und es geht um etwas, das ich eine bis in die anthropologische Substanz gehende Scham nennen möchte. Eine Scham, die, abgelöst von der Schuldfrage, jeden ergreift, der sich ergreifen lässt.“

Jan Philipp Reemtsma
in:
Wozu Gedenkstätten?, in: Mittelweg 36, April/Mai 2004, S.62

 

»Erreichbar, nah und unverloren inmitten der Verluste blieb dies Eine: die Sprache. Aber sie mußte nun hindurchgehen durch ihre eigenen Antwortlosigkeiten, hindurchgehen durch furchtbares Verstummen, hindurchgehen durch die tausend Finsternisse todbringender Rede. Sie ging hindurch und gab keine Worte her für das, was geschah. Aber sie ging durch dieses Geschehen.«
 
Paul Celan: Gesammelte Werke in fünf Bänden. Dritter Band. Gedichte III. Prosa. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983. Seite 185f.